Klient: Freie Arbeit / Zeit: März 2022 / Rolle: Text
Glück. Jemandem kann etwas Gutes widerfahren sein, er kann „Glück gehabt haben“ und trotzdem unglücklich sein. Genauso kann ein positiv eingestellter Mensch negative Erfahrungen sammeln, ohne dass dies sein Gefühl des Glücks schmälert. Der durchschnittliche Deutsche antwortet auf die Frage, wie glücklich er auf einer Skala von 1 bis 10 ist, mit „7“. 
Sieben von zehn. Das ist eindeutig mehr als die Hälfte. Aber trotzdem nicht so viel mehr, dass keine Luft mehr nach oben wäre. Fast so, als hätten wir Angst, etwas zu verpassen, wenn wir uns einfach glücklich fühlen. Als würden wir das potenziell noch irgendwo auf uns wartende Glück automatisch ablehnen und ausschließen, wenn wir es zulassen, bereits glücklich zu sein. Bei 7 von 10, da geht noch was. Nach dem einen bisschen fehlendem Glück fehlt ein anderes bisschen Glück. Vielleicht ist Glück das Gefühl, das wir empfinden, wenn ein Bedürfnis gestillt wird. 
Möglicherweise ist es auch einfach das schlechte Gewissen, welches viele von uns daran hindert, sich glücklich zu fühlen. Das Gefühl egoistisch zu sein, wenn man selbst glücklich ist, während anderswo auf der Welt Krieg herrscht und Menschen sterben. Als ob es für die Betroffenen etwas ändern würde, ob du und ich glücklich sind oder nicht. Nicht falsch verstehen. Ich halte Mitgefühl und Empathie für sehr wichtig. Natürlich geht es mir nicht gut, wenn ich von den schrecklichen Schicksalen anderer Menschen höre. Natürlich nimmt mich das Leid anderer Menschen mit. Doch deshalb kann ich mich den Großteil meines Lebens trotzdem glücklich fühlen. Und das sollte ich auch ohne schlechtes Gewissen tun. 
Denn die Welt ändert sich eben auch nicht durch ein solidarisches Unglücklichsein. Im Gegenteil. Ich persönlich denke, dass wir als Gesellschaft der Welt einen ungeheuren Dienst erweisen würden, wenn wir es schafften glücklich zu sein. Denn Kriege werden von unglücklichen Menschen geführt. Menschen handeln aus Wut, aus Angst, aus Verzweiflung. Wer glücklich ist, strebt nicht nach Geld, nach Macht, nach Anerkennung, wer glücklich ist strebt nach Frieden. Vielleicht macht auch genau das einigen Menschen Angst. Das Zufrieden sein mit dem was ist – Das Verweilen des glücklichen Menschen. 
Stoppt Glück die Weiterentwicklung? Ist es unsere Unzufriedenheit, die uns weiter antreibt? 
Einige Branchen machen sogar Geschäfte mit dem Unglück anderer. Die Kosmetikbranche beispielsweise lebt davon, dass wir unzufrieden mit uns sind, so wie wir sind: Antipickelcreme, Schlankmacher, Selbstbräuner, Antifaltencreme und unendlich viel mehr. Wie schön, dass Bruno keine Antifaltencreme braucht , weil er sich für sein Alter eben nicht nur nicht schämt, sondern es ihn sogar glücklich macht. Wenn wir Bruno gefragt hätten, wie glücklich er auf einer Skala von 1 bis 10 aktuell ist, hätte Bruno, da bin ich ziemlich sicher mit 8 oder höher geantwortet und das wäre dann schon mal ein Punkt über dem Durchschnitt. 
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